Weintraum Wachau: Ein Streifzug durch Österreichs berühmtestes Weinbaugebiet
Die Wachau, Österreichs wohl bekannteste Weinbauregion, nimmt in vielerlei Hinsicht eine Sonderstellung ein. Ihren Besuchern bietet sie erstklassige Weine aus steilen Terrassenweingärten, die das Donautal säumen, die romantischen Orte entlang des Flusses laden zum Verweilen und Genießen ein. Die Winzer haben sich dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben.
Nur rund eine Autostunde gen Westen benötigt man, um aus Wien kommend in eine der faszinierendsten Weinregonen des Landes einzutauchen. Die Wachau ist ein kurzes Durchbruchstal entlang des Donauflusses zwischen Melk im Westen und der Doppelstadt Krems-Stein im Osten – und die Heimat eines Weinbaugebiets, das in Österreich aus vielerlei Gründen eine Sonderstellung einnimmt.
Obwohl die Wachau nur über knapp 1.300 Hektar Rebfläche verfügt, die sich zum Großteil in steilen Steinterrassen im Donautal sowie in einigen Seitentälern wie dem Spitzer Graben befinden, ist sie international für ihre hohe Qualität bekannt und Österreichs bekanntestes Anbaugebiet. Dieses überregionale Renommee basiert auf zahlreichen Faktoren, über die hier noch zu sprechen sein wird.
Nicht weniger als 93,6 Prozent der Anbaufläche in der Wachau sind mit Weißweinsorten bestockt, unter dem blauen Trauben ist lediglich der Blaue Zweigelt mit 4,4 Prozent in nennenswerter Menge vertreten. In jüngerer Zeit wird auch eine wachsende Zahl von Roséweinen abgefüllt.
Besonders gerühmt wird die Wachau für ihren Riesling, der hier auf Urgesteinsböden zur Weltklasse heranwächst. Mit 18,4 Prozent Anteil hat die Wachau die größte Dichte an Riesling, dennoch ist die Fläche mit 240 Hektar limitiert und macht den Wachauer Riesling zu einer begehrten Rarität. Die klar tonangebende Sorte ist mit 830 Hektar und 64 Prozent der Rebberge der Grüne Veltliner. Je drei Prozent entfallen auf Muskatsorten und die drei weißen Burgundersorten. Zur Rarität der Appellation ist der Neuburger geworden, der in Arnsdorf am rechten Donauufer einst seine Karriere startete; heute sind nur mehr etwas mehr als ein Prozent der Wachauer Rebfläche, ganze 15,3 Hektar, für diesen mild-eleganten Charakterkopf vorhanden.
Herkunft mit DAC-Ansage
Seit dem Jahrgang 2020 ist die Wachau ein DAC-Gebiet und hat für ihre Herkunftsweine das in anderen Regionen bereits erfolgreich umgesetzte dreistufige System von Gebiets-, Orts- und Riedenwein gewählt. Als Gebietswein können alle bisher gängigen Rebsorten für Qualitätswein vinifziert werden, hier ist vieles denkbar, vom Gemischten Satz bis zur Rotweincuvée. Für als Ortswein bezeichnete Weine ist die Palette der Sorten bereits stärker auf die regionale Tradition zugeschnitten. Neben den beiden Leitsorten Grüner Veltliner und Riesling sind das die drei weißen Burgundersorten (Pinot Blanc, Pinot Gris und Chardonnay), dazu kommen Sauvignon Blanc, Muskateller, Neuburger und Traminer. Das Geschmacksprofil erlaubt hier keinen oder einen kaum merkbaren Holzton. Das gilt auch für Riedenweine, da diese allerdings ausschließlich aus Grünem Veltliner oder Riesling erzeugt werden dürfen, stellt sich diese Frage eher selten. Bei den Riedenweinen ist hingegen explizit jede Form von Anreicherung untersagt, Unter- sowie Obergrenzen beim Alkoholgehalt gibt es für die DAC-Weine der Wachau nicht. In den Bestimmungen für die DAC-Weine, die für Qualitätswein, Kabinett- und Prädikatsweine gelten, ist in sämtlichen Stufen der Pyramide die Handlese verpflichtend festgeschrieben.
Erfolgsverein vinea
Im Jahr 2023 feierte dann auch jener Verein sein 40-jähriges Jubiläum, der das Qualitätsfundament des Wachauer Weins gelegt hat. Die Vinea Wachau ist bis heute viel mehr als ein regionaler Gebietsschutzverband. Sie ist vor allem eine Wertegemeinschaft, die das Ziel vertritt, Weinfreunden in aller Welt das Wesen der Wachauer Weine zu vermitteln. Im Jahr 1983 taten sich die Wachauer Winzer zusammen, um gemeinsame Grundregeln für die Produktion von naturbelassenen Weinen aus gesicherter Herkunft festzulegen. Ihr Bekenntnis, keine Trauben oder Weine aus anderen Gebieten zuzukaufen und nicht anderswo als in der Wachau Flächen zu bewirtschaften, bedeutete für mache Betriebe empfindliche Einbußen. Ab 1984 wurden die drei Marken Steinfeder, Federspiel und Smaragd eingeführt, ein weiterer Schritt zum durchschlagenden Erfolg des Wachauer Weins. Emmerich H. Knoll, Obmann der Vinea Wachau, ist auch nach 40 Jahren von den Kategorien überzeugt:
Die drei Begriffe bieten dem Konsumenten den Anhaltspunkt, zu wissen, was er erwarten darf. Es sind trockene, naturbelassene und regionaltypische Weine. Einen leichten, frischen Weißwein aus der Kategorie Steinfeder genießt man als Aperitif oder zarten Speisenbegleiter, er darf nie mehr als 11,5 Prozent Alkohol am Etikett aufweisen. Das elegante Federspiel präsentiert sich nuanciert und charaktervoll, mit maximal 12,5 Prozent Alkohol. Am anderen Ende des Spektrums liegt ein Smaragd als nuancenreicher, kräftiger Speisenbegleiter. Diese komplexe Kategorie bietet langlebige Spitzenprodukte mit einem Alkoholwert ab 12,5 Prozent, im Fall von Riesling und Grünem Veltliner sind sie meist Ausdruck einer der vielen Einzellagen in Steinterrassen mit ihren speziellen geologischen und kleinklimatischen Besonderheiten.
Die neuen DAC-Regeln wurden Hand in Hand mit der Vinea Wachau erarbeitet, das Gesetz hat darum auch das Prinzip der Handlese integriert, die nun im Bereich der Riedenweine auch für Nichtmitglieder verpflichtend ist.
Der Klimawandel ist freilich auch an der Wachau nicht spurlos vorübergegangen – und man hat reagiert. Vorausschauend hat man die Zertifizierung als »Nachhaltig Austria« ab dem Jahrgang 2023 für alle rund 200 Mitglieder obligatorisch gemacht. Obmann Knoll ist überzeugt, dass das Thema Nachhaltigkeit im Weinbau von zunehmender Bedeutung ist: »Während es bei einer Bio-Zertifizierung nur um die Arbeit im Weingarten geht, bezieht die Nachhaltigkeitszertifizierung auch die Schritte im Keller sowie die sozialen Komponenten im Betrieb mit ein.« Auch Energie- und Wassermanagement spielen eine Rolle. Ein Ansporn für die Mitgliedsbetriebe der Vinea Wachau, sich weiterzuentwickeln. In diesem Zusammenhang von Bedeutung: Die Wachau bietet den Winzern mit ihrem großen Anteil an steilen Steinterrassenlagen ganz besondere Arbeitsbedingungen.
Frühe Aktivisten
Schon früh wurde hier auf Natur- aber auch Landschaftsschutz großer Wert gelegt. Bereits 1955 wurde die Wachau zum Landschaftsschutzgebiet. Es waren die Gründerväter der Vinea Wachau unter dem Spitzer Altbürgermeister Franz Hirtzberger und dem Direktor der Dürnsteiner Winzergenossenschaft Wilhelm Schwengler, die sich vehement und erfolgreich gegen die Errichtung eines Staudammprojekts auf Höhe Rossatz-Dürnstein eingesetzt haben, das den Großteil dieses malerischen Teils des Donautals auf immer verschandelt hätte. Seit 1994 ist die Wachau mit dem Europäischen Naturschutzdiplom des Europarates (Natura 2000) ausgezeichnet und seit 2000 als UNESCO-Welterbe anerkannt.
In jüngster Zeit sorgte nicht zuletzt in der Wachau das Vorhaben der EU, eine massive Reduktion von Pflanzenschutzmaßnahmen inklusive eines gänzlichen Verbots in sensiblen Gebieten wie Natura-2000-Zonen in Brüssel verankern zu wollen, für Aufregung bei den Wein- und Obstbauern – das Ende der Wachauer-Marille stehe unmittelbar bevor.
In der Abstimmung im EU-Parlament fand der Entwurf im November 2023 entgegen aller Erwartung keine Zustimmung, was in der Wachau Erleichterung auslöste. Denn gerade in Österreich bemühen sich die Winzer vorbildlich um die Reduktion von systemischen Pflanzenschutzmitteln, der integrierte Weinbau ist ein wichtiges Thema, bei den biozertifizierten Betrieben liegt Österreich weltweit im Spitzenfeld. Josef Glatt vom Österreichischen Weinbauverband fügt in Richtung Wachau hinzu:
Gerade erst durch die Nutzung als Weinbaufläche in vielen Schutzgebieten wird nachweislich die Biodiversität gefördert. Besonders Terrassen und die dazugehörigen Trockenmauern sichern seit Jahrhunderten den Lebensraum für schützenswerte Arten. Pauschale Verbote speziell in den sogenannten sensiblen Gebieten wären für eine Vielzahl von Weinbaubetrieben existenzbedrohend gewesen.
Nachhaltig in die Zukunft
Der biologische Weinbau hält – auch unterstützt durch das Management der Domäne Wachau, welche die Trauben vieler kleiner Winzerfamilien aus der Wachau vermarktet – mit schnellem Schritt Einzug. »Die steilen Kleinstparzellen in weltberühmten Lagen wie der Achleiten, Singerriedel und dem Kellerberg werden von unseren Winzerfamilien, den Helden und Heldinnen unseres Weinguts, in aufwendiger Handarbeit zunehmend biologisch bewirtschaftet. Nachhaltigkeit und die Förderung der Biodiversität bilden dabei die elementaren Säulen«, so Gutleiter Roman Horvath.
Der Nikolaihof in Mautern gehört zu den Pionieren der Biodynamie im Weinbau. Der Betrieb zählt nicht nur seit Jahrzehnten zu den zertifizierten Demeter-Betrieben, aus dem Keller der Familie Saahs kam auch der erste österreichische Wein, der nach 17 Jahren Reife im großen Fass gefüllt wurde – ein Riesling 1995, dem die international heiß begehrten 100 Parker-Punkte zuteil wurden. Zahlreiche weitere Betriebe in der Wachau arbeiten nach biodynamischen Prinzipien, sind aber (noch) nicht den Weg einer Zertifizierung gegangen. Die Zahl der Weingüter, die den biologisch-organischen Weg beschreiten, wächst Jahr für Jahr. Hier kann man auf dem Fundament der Nachhaltigkeit sehr gut aufbauen.
Tipps & Adressen
Wohnen
Hotel Schloss Dürnstein
Komfortable historische Adresse: sagenhaft schöne Lage direkt an der Donau mit der schönsten Terrasse der Wachau. Auch die Küche zeigt sich anspruchsvoll mit vorwiegend regionalen Produkten. Legendäre Weinkarte mit vielen Raritäten.
3601 Dürnstein 2
T: +43 2711 212, schloss.at
Hotel Richard Löwenherz
Einzigartiges Ambiente in den historischen Gemäuern des Schlosses. Bei warmem Wetter genießt man auf der Donauterrasse dezent modernisierte heimische Küchenklassiker – inklusive herrlichen Ausblicks auf Donau und Rossatz.
Dürnstein 8, 3601 Dürnstein
T: +43 2711 222, richard loewenherz.at
Boutiquehotel Weinspitz
Dieses neue Boutiquehotel der Familie Donabaum bietet elf Designerzimmer, die keine Wünsche offenlassen, beheizter Pool inklusive. Eine gelungene Bereicherung des Übernachtungsangebotes.
In der Spitz 3, 3620 Spitz
T: +43 2713 2644, donabaum.at
Laglers Hotel Weinberghof
Die renommierte Winzerfamilie lädt zur Übernachtung im Vier-Sterne Hotel Garni. In Weinlounge und Garten kommt der Weingenuss sicher nicht zu kurz.
Am Hinterweg 17, 3620 Spitz
T: +43 2713 2939, laglers.at
Renaissancehotel Raffelsberger hof
Wachauromantik pur, ein Haus wie eine perfekte Filmkulisse, so präsentiert sich das alte Schiffmeisterhaus mit seinen Arkadenhöfen, das von Familie Anton-Krupp kostbar ausgestattet wurde.
Freisingerplatz 54, 3610 Weißenkirchen
T: +43 2715 2201, raffelsbergerhof.at
Hotel Garni Donauhof
Familiär und charmant geführtes Haus, das sich als idealer Ausgangspunkt für Ausflüge in die Wachau und zum Erkunden von Weißenkirchen anbietet.
Donaugasse 298, 3610 Weißenkirchen
T: +43 2715 2353, hotel-donauhof.at
Gartenhotel Pfeffel
Eingebettet in die Weingärten des familieneigenen Weinguts liegt etwas westlich von Dürnstein die komfortable Hotel- und Wellnessoase Pfeffel.
Himmelstiege 122, 3601 Dürnstein
T: +43 2711 206, pfeffel.at
Gästehaus Ad vineas
Der Nikolaihof ist beliebter Treffpunkt für Genießer und bietet nach biodynamischen Richtlinien erzeugte Produkte. Im liebevoll ausgestatteten Gästehaus lässt sich bei Badeteich und Wellness entspannen.
Kainzstraße 14, 3512 Mautern
T: +43 676 4331828, advineas.at
Essen am rechten Ufer
3512 Mautern an der Donau
Österreich
3602 Rossatz-Arnsdorf
Österreich
3602 Rührsdorf
Österreich
Essen am linken Ufer
3610 Weißenkirchen in der Wachau
Österreich
3610 Joching
Österreich
3601 Dürnstein
Österreich
3620 Spitz
Österreich
3601 Dürnstein
Österreich
3610 Weißenkirchen in der Wachau
Österreich
3610 Weißenkirchen in der Wachau
Österreich
Einkaufen
Domäne Wachau, Dürnstein
Beim Besuch am Weingut lädt die gut sortierte Vinothek zum Verkosten und Einkaufen der Weine und Spezialitäten zu Ab-Hof-Preisen ein.
3601 Dürnstein 107
T: +43 2711 3710, domaene-wachau.at
Wachauer Safranmanufaktur
Man genießt aromatische Safranmehlspeisen sowie -goldene Safrangetränke und kauft die Spezialitäten aus Wachauer Safran direkt im Hofladen.
3610 Dürnstein 76 (Bahnhof-Safrancafé)
T: +43 676 3322116, wachauer-safran.at
Manufaktur Wieser Wachau
Hausgemachtes aus regionalem Obst wie Marmeladen, Liköre und Brände werden erzeugt, zudem bietet die Familie Wieser einige schöne Appartements in mittelalterlichen Gebäuden.
Hauptstraße 13, 3610 Wösendorf
T: +43 2715 2544, wieserwachau.com
Vinothek Fohringer
Die führende Adresse für regionale und internationale Spitzenweine liegt direkt neben der Schiffsanlegestelle an der Donau, ein Mekka für jeden Weinfreund, der das Besondere sucht.
Donaulände 1A, 3620 Spitz
T: +43 2713 2029, fohringer.at
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