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Biennale-Künstlerin Sonja Christoph: »Visuelles Storytelling inspiriert mich«

Die Biennale di Venezia feiert in diesem Jahr ihr 60. Jubiläum. Unter dem Motto »Stranieri Ovunque - Foreigners Everywhere« versammelt die internationale Kunstausstellung 332 Künstler und Kollektive aus aller Welt, ergänzt durch 87 nationale Pavillons sowie 30 begleitende Events. Sonja Christoph, Gastkünstlerin im Pavillon von Kamerun, spricht im Interview über die Hintergründe ihrer Werke, ihre Zusammenarbeit mit Drei-Sterne-Koch Kevin Fehling – und teilt die Inspirationsquellen Ihrer Kunst.

Falstaff: Frau Christoph, Sie sind Künstlerin und dieses Jahr Teil der wohl wichtigsten internationalen Kunstausstellung der Welt. Worauf dürfen sich die Besucher der Biennale di Venezia freuen?

Sonja Christoph: Das diesjährige Thema der Biennale lautet: »Stranieri Ovunque«, zu Deutsch »Fremde überall«. Ein sehr aktuelles und bedeutendes Thema bei all dem Chaos in der Welt. Adriano Pedrosa, der diesjährige Kurator, macht darauf aufmerksam, dass unsere Welt aus »Ausländern« besteht und wir ebenso an den meisten Orten dieser Welt Ausländer sind. Im Mittelpunkt stehen die Geschichten der Menschen, die migrieren, reisen und versuchen, sich anzupassen und Teil anderer Gesellschaften zu werden. Als Gastkünstlerin wird auch eines meiner Werke im Pavillon von Kamerun ausgestellt.

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Das Gemälde erzählt die Geschichte meines Lebens – und stellt ebenso eine Reise dar. Es ist der Erzählweise von traditionellen griechischen Vasen nachempfunden: Jede Szene bebildert einen Teil meines Lebens. Von meinen verschiedenen Wohnorten in den USA, Deutschland, England und nun Italien über meine Mutterschaft, meine Ehe und meine Karriere. Es ist eine visuelle Geschichte von jemandem, der über Länder und Grenzen hinweg versucht seinen Platz zu finden.

Sie haben auch bereits die Lebensgeschichte anderer Persönlichkeiten illustriert, wie zum Beispiel die des Drei-Sterne-Kochs Kevin Fehling. Die Bilder sind im Restaurant »The Globe« auf der MS Europa zu sehen. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande?

Ich habe zuvor bereits seit einigen Jahren mit Kevin gearbeitet. Das erste Mal 2016, um eine Reihe von Illustrationen für sein Magazin »The Table« zu erstellen. Auch eines der Cover durfte ich gestalten. Als er dann an dem Konzept für »The Globe« arbeitete, beauftragte er mich, die Bilder für die Hauptwand des Restaurants zu illustrieren.

Die Bilder zeigen Stationen seines Lebens. Erinnern Sie sich an die Motive?

Es sind verschiedene Momente, die ihn geprägt haben und ihm bis heute als Inspiration für sein Schaffen und seine kulinarischen Kreationen dienen. Dazu zählen eine Kreuzfahrt mit seiner Familie, ein festliches BBQ auf den Osterinseln, wie er als Kind das traditionelle norddeutsche Gericht »Pinkel« isst oder auch Reisen nach Südamerika und Asien.

Woher nehmen Sie die Inspiration für Ihre Kunst?

Ich habe vergleichende Literaturwissenschaft in Deutschland studiert, weshalb ich viel Inspiration aus der Literatur ziehe. Ich bin ein Bücherwurm, lese viel, liebe Märchen, Sagen und Volkskunst. Insbesondere das visuelle Geschichtenerzählen wie von JW Waterhouse oder Frida Kahlo inspiriert mich. Ich schätze Künstler, die verschiedene Disziplinen kombinieren und mit ihrer Kunst eine Geschichte erzählen können. Beispielsweise Charlie Mackesy, Dr. Seuss oder Shel Silverstein – sie vereinen die Illustration mit dem Schreiben auf einzigartige Weise.

 


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Danina Herrmann
Autor
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